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Der neue Vereinsvorsitzende stellt sich vor.

  • Johann Stroh
  • 1. Juni
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 2. Juni

Liebe Vereinsmitglieder,

Wie Sie alle dem letzten Newsletter entnehmen konnten, hat der Förderverein Burghaldentorkel e.V. seit derletzten Mitgliederversammlung am 06.05.25 einen fast komplett neuen Vorstand. Das ist ein Anlass, um den Vorsitzenden besser kennenzulernen.


Herr Konrad, Sie sind von Haus aus promovierter Psychologe. Können Sie vielleicht kurz Ihren beruflichen Werdegang skizzieren?

Ich bin nach dem Studium nach Ravensburg gekommen und habe bei dem Verein Arkade e.V. die Psychiatrische Familienpflege aufgebaut. Besonders viele psychisch kranke Langzeitpatienten aus der Weissenau wurden in bäuerliche Gastfamilien vermittelt. Dadurch lernte ich den bäuerlichen Familienbetrieb und seine besonderen Anforderungen kennen. Als ich anschließend den Langzeitbereich der Weissenau als Leiter des Wohn- und Pflegeheims übernahm, hatte ich zwei Ziele: die betagten und immobilen Langzeitpatienten sollten eine adäquate Versorgung bis zu ihrem Ableben in Pflegegruppen auf dem Gelände der Weissenau erhalten. Die mobilen Langzeitpatienten sollten in die Gemeinde reintegriert werden. Ab dem Jahr 2000 zogen sie in Wohnungen mit zwei bis fünf Plätzen in den Städten Ravensburg, Friedrichshafen und Wangen um. Die Stadtverwaltungen waren bei diesem Vorhaben sehr hilfreich.  

 

Im Förderverein Burghaldentorkel gab es im Vorstand einen Umbruch.

Was hat Sie bewogen sich als Vorsitzender zu bewerben?

Im Anschluss an das Weinfest am Burghaldentorkel, auf das mich meine Friseurin Inge Wieland im Jahr 2022 geschleppt hat, bin ich Mitglied geworden. Ich war fasziniert, dass der Weinbau in Ravensburg auf professionelle Weise von Ehrenamtlichen geschultert wird. Nach meiner Berentung ein Jahr zuvor hatte ich bei einem Spitzenweingut in der Pfalz bei der Weinernte geholfen. Es wäre mir komisch vorgekommen, mich in meiner Stadt nicht am Weinbau zu beteiligen. Vor allem bin ich interessiert an der körperlichen Arbeit im Weinberg, die für mich als altem Schreibtischtäter eine willkommene Abwechslung darstellt. Im letzten Jahr habe ich daher zusammen mit fünf anderen rüstigen Rentnern den Sachkundenachweis Pflanzenschutz erworben. Als ich dann hörte, dass der Vorsitzende des Fördervereins nach der dreijährigen Amtsperiode nicht mehr antritt und es wenig Interesse an dem Amt gab, sah ich die Notwendigkeit einer Bewerbung.


Welche Erfahrungen und Voraussetzungen bringen Sie mit für Ihre neue Aufgabe als Vereinsvorsitzender?

Für den Vereinsvorsitz hilft mir mit Sicherheit meine 25jährige Erfahrung als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Pauline 13 e.V., der im Bodenseekreis die gemeindepsychiatrische Versorgung aufgebaut hat. Beginnend mit 300.000 DM Schulden haben wir den Verein zu einem erfolgreichen Leistungserbringer gemacht, der federführend am Aufbau des Gemeindepsychiatrischen Zentrums in Friedrichshafen beteiligt war. Im Hinblick auf Erneuerung profitiere ich von meinen Erfahrungen als Geschäftsbereichsleiter Wohnen am ZfP. Eine wichtige Voraussetzung ist aber sicherlich meine Begeisterung für Wein und der Anspruch, ein qualitativ hochwertiges regionales Produkt zu erzeugen

 

Sie haben schon viele Einblicke in die Abläufe und in die Aufgaben des Fördervereins erhalten. Was fiel Ihnen dabei auf? Und was wollen Sie anders machen?

Das erste was mir auffiel war die hohe Zahl und die hohe Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen. Sie sind die Stütze des Weinbaus in Ravensburg, ohne die das Ganze nicht möglich wäre. Dem Weingut in der Pfalz, bei dem ich geholfen habe, fehlten in den letzten zwei Jahren Erntehelfer, obwohl mehr als der Mindestlohn bezahlt wird. In Ravensburg sind an der Weinlese zwischen 20 und 30 Personen tätig und die Lese ist ratzfatz erledigt. Aber es gibt viele weitere Aufgaben zwischen März und Oktober, die von den Ehrenamtlichen ohne finanzielle Entschädigung erledigt werden. Allerdings geht die hohe Zahl an Ehrenamtlichen mit einem teilweise geringen Grad an Kenntnis über die Arbeit im Weinberg einher. In diesem Punkt strebe ich an, dass erfahrene Personen mit weniger erfahrenen zusammenarbeiten, um letzteren das erforderliche know how zu vermitteln.

Hinsichtlich der administrativen Aufgaben des Vereins wurden in der letzten Amtsperiode tragfähige Strukturen geschaffen. Auf der Grundlage der geänderten Satzung wurde ein Pachtvertrag mit der Stadt vereinbart, der den Förderverein finanziell absichert, ohne den Satzungszweck vernachlässigen zu müssen, der in. der Unterstützung der Hospizstiftung besteht. Mit dem jährlichen Zuschuss von maximal 20.000 € können die laufenden Kosten, aber auch notwendige bauliche Maßnahmen geleistet werden. Besonders wertvoll war die Digitaliserung der gesamten schriftlichen und finanziellen Vorgänge auf Grundlage des Programms easyverein durch den Kassierer Michael Wieland. Der Verkauf und die Rechnungsstellung des Weins wurden dadurch auf betriebswirtschaftlich nachvollziehbare Ebene gestellt. Auf dieser Grundlage möchte ich den Verkauf bei meiner Person zentralisieren und in Zusammenarbeit mit dem neuen Kassierer Steffen Nitzsche die wirtschaftliche Tätigkeit des Fördervereins auf steuerrechtlich korrekter Ebene weiterführen.


Haben Sie Pläne oder Veränderungswünsche was den Verkauf des Secco und des Spätburgunder angeht?

Der Verkauf des Secco ist zwischenzeitlich ein Selbstläufer. In diesem Jahr sind wir bereits seit Ende Mai ausverkauft. Der Secco ist bisher das Aushängeschild des Fördervereins. Er steht zwischenzeitlich für die Verbindung von Ravensburg mit einem qualitativen Weinbau. Meine Idee ist, dass er für ehrenamtliche Helfer weiterhin zum Preis von 8,50 € pro Flasche verkauft wird, für sonstige Käuferinnen und Käufer jedoch zu einem höheren Preis abgegeben wird. In dem Preis soll sich künftig die Förderung der Hospizarbeit spiegeln, die durch den ehrenamtlichen Einsatz ermöglicht wird.


Der Verkauf des Spätburgunder-Rotweins hingegen war in der Vergangenheit schwierig. Ihm hängt immer noch das Vorurteil eines „räsen Semsakräpslers“ an. Beim Weinfest im vergangenen Jahr konnte die Haltung gegenüber dem Roten erstmals leicht verändert werden. Da der Secco ausgegangen war, wurde der 23er angesichts der heißen Temperaturen gekühlt ausgeschenkt. Für den leichten fruchtigen Wein war das genau das Richtige. Das kam auch dem Grundsatz entgegen, dass der Spätburgunder nicht etwa „temperiert“, sondern bei 14 bis 16 Grad getrunken werden soll. Das gilt auch für den 24er, der sich zu einem qualitativ ernstzunehmenden Rotwein gemausert hat. Und von einem Kunden als „toller, weicher Hammerwein, mit schönem Fruchtaroma“ bezeichnet wurde.

 

Mit einem Wein in dieser Qualität kann ein Beitrag geleistet werden, dass der Ravensburger Rote sich als ernstzunehmender Essensbegleiter – zum Beispiel zu Wild – etabliert. Nach dem Motto „Ravensburger trinken Ravensburger“ kann dadurch in Verbindung mit regionalen Lebensmitteln ein Beitrag zur Stärkung von regionalen Produkten geleistet werden. Wir konkurrieren nicht mit Supermärkten, sondern wollen die geringe Menge an einen Käuferkreis bringen, dem die Unterstützung eines Ravensburger Produkts ein Wert an sich darstellt.       

  

Als „Neuer“ haben Sie den Verein betreffend bestimmt Visionen. Können Sie dazu etwas sagen?

Anknüpfend an die vorherige Frage ist eine Vision tatsächlich die Wiederbelebung des Ravensburger Weinbaus, der sich bis ins 19. Jahrhundert über 130 Hektar von der Veitsburg bis über Torkenweiler erstreckt hat. Der Spätburgunder eignet sich bestens. Im wesentlich südlicher gelegenen Burgund werden mit der Pinot Noir-Traube seit Jahrhunderten Spitzenweine erzeugt. Durch den Klimawandel hat die Pinot-Noir-Traube in den nördlicher und höher gelegenen Weinbergen Ravensburgs profitiert. Mit der immensen Erfahrung von Johannes Kiderlen wird es gelingen, dauerhaft einen qualitativ hochwertigen Spätburgunder zu erzeugen. In Verbindung mit Wein ist es darüber hinaus mein Ziel, das Bewusstsein für regional erzeugte Lebensmittel und dem dafür erforderlichen Preis zu stärken.

 

Wie sehen Sie ihre Rolle als Vorsitzender?

Meine Rolle als Vorsitzender möchte ich ganz auf das organisatorische und strukturierende Element beschränken. Nachdem der vorherige Vorstand mit dem neuen Pachtvertrag und dem digitalen Rechnungswesen die Voraussetzungen für Weinerzeugung und -verkauf gelegt hat, muss der Fokus auf den Erhalt eines ausreichenden Bestandes an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern gelegt werden. Als körperliche fitte Person, die dieses Jahr 70 wird, befinde ich mich in einer interessanten Mittelposition. Die Weinbaufreunde, die 2014 mit der Bearbeitung des Weinbergs Rauenegg begonnen haben, sind häufig über 80 und körperlich eingeschränkt. Glücklicherweise sind Mitglieder der Dudelsackgruppe „Mehlsäcke“ dem Verein beigetreten, um bei der anstrengenden Arbeit des Mähens Unterstützung zu leisten. Aber sie stehen alle noch im Arbeitsleben und sind während der Woche nicht verfügbar. Der Pflanzenschutz ist durch die neuen Rentner erst einmal sichergestellt, aber der Alterungs- und Abbauprozess schreitet bei allen voran. In den nächsten Jahren geht es also darum, junge Rentnerinnen und Rentner sowie Personen zehn Jahre vor der Rente zu gewinnen. Junge Menschen unter 50 werden sich kaum beteiligen, da sie genügend Anforderungen in Beruf und Familie zu bewältigen haben.

  

Mit Ihnen kamen auch die Schriftführerin Sabine Selg und der Kassier Steffen Nitzsche neu in den Vorstand. Möchten Sie zu beiden Vorstandsmitgliedern etwas anmerken?

Die Beiden zu finden war eine besondere Herausforderung. Bis zwei Tage vor der Wahl hatte ich noch keine definitive Zusage für die Schriftführung. Ich bin Sabine Selg sehr dankbar, dass sie sich überreden ließ. Als Chefsekretärin ist sie für den Posten der Schriftführung ideal. Ich musste ihr allerdings zusagen, dass sich ihre Pflicht zunächst auf die Erstellung und Verschickung des Protokolls der Hauptversammlung beschränkt und sie die Erweiterung der Aufgaben selbst bestimmt. Steffen Nitzsche ist ein Glücksfall. Er macht es seiner Partnerin zuliebe, die mich für den Förderverein geworben hat. Als Einkaufsleiter eines größeren regionalen Unternehmens ist er zeitlich voll ausgelastet, kann aber mit seinem know how an der hervorragenden Vorarbeit von Michael Wieland ansetzen und hat die Sache schon beinahe im Griff. Mir ist es wichtig, die Strukturen und Aktivitäten des Vereins als Gesamtvorstand weiterzuentwickeln.  

 

Was betrachten Sie als besonders große Herausforderung des Gesamtvorstands?

Die größte Herausforderung besteht in der Tradierung der Weinbergpflege und der Traubenverarbeitung. Die gesamte fachliche Entscheidungskompetenz liegt bei Johannes Kiderlen, der den Weinberg am Rauenegg von der Stadt gepachtet hat. In der Zwischenzeit waren Entlastungmöglichkeiten fehlgeschlagen und die Entwicklung des Spätburgunder-Roteins hat gezeigt, dass die Übernahme in einem mehrjährigen Begleitprozess erfolgen muss. Die geeignete Person zu finden und sie langfristig für die Aufgabe zu begeistern, wird über die erfolgreiche Bewirtschaftung der Rebgärten für den Zeitraum des bis 2033 geschlossenen Pachtvertrags entscheiden.  

 


Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Johann Stroh.   



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